Streit um Geld

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Thema ‚Streit ums Geld‘ in einer Partnerschaft

Interview mit der Zeitschrift Cosmopolitan 2013

Wer bringt heutzutage das Geld nach Hause?

Da Männer nach wie vor besser verdienen als Frauen, bringt hauptsächlich der Mann das Geld nachhause, zumindest wenn Kinder da sind. Frauen verdienen oft dazu. Anders als in skandinavischen Ländern, wo Männer und Frauen meist gleich viel arbeiten, ist bei uns nach wie vor das Eineinhalb-Verdiener-Modell in Familien weit verbreitet. Ich denke, viele Paare würden sich anders entscheiden, wenn sie die Wahl hätten.

Manche Frauen, die sich zu Hause um die Kinder kümmern, bekommen Taschengeld von ihrem Mann. Albern oder gut?

Das ist weder albern noch gut sondern eher schäbig. Wenn eine Frau die Kinder erzieht und den Hauhalt schmeißt, sollte es selbstverständlich sein, dass sie am Einkommen des Mannes teilhat. Das setzt allerdings voraus, dass sie das Geld, das er verdient, nicht zum Fenster hinauswirft. Taschengeld bekommen Kinder, nicht Erwachsene.

Erstes Date! Wer zahlt?

Das hängt vom Beziehungskonzept ab. Wem Unabhängigkeit sehr wichtig ist, der besteht auf getrennten Rechnungen und fühlt sich wohler dabei, als wenn er eingeladen wird. Wer dem romantischen Beziehungsideal anhängt, dem ist wohler, wenn der Mann die Frau einlädt. Wenn mir schon beim ersten Date sein Umgang mit Geld total missfällt, dann sollte ich darüber nachdenken, ob dies der richtige Mann für mich ist.

Ich persönlich finde es schön, wenn ich als Frau beim ersten Date eingeladen werde. Und ich freue mich, wenn ich ihn dann beim nächsten Mal einladen kann oder bekoche.

Wer zahlt überhaupt beim Ausgehen?

Es gibt da keine allgemein gültige Regel. Das muss jedes Paar für sich entscheiden. Wer mehr Geld verdient, der kann auch großzügiger sein. Eingeladen zu werden sollte aber niemals selbstverständlich sein. Kein Mensch steht gerne unter Erwartungsdruck und keiner will sich ausgenutzt fühlen.

Mein Partner verdient mehr als ich. Muss ich genauso viel Miete zahlen wie er?

Eine Beziehung kann auf Dauer nur funktionieren, wenn ein Ausgleich von Geben und Nehmen da ist, allerdings muss der Ausgleich nicht unbedingt in Euro erfolgen. Vielleicht zahlt jemand mehr Miete, der andere übernimmt dafür mehr Pflichten im Hauhalt. Das muss einfach vom Paar ausgehandelt werden.

Gemeinsame Haushaltkasse, ja oder nein?

Wenn der Umgang mit Geld ähnlich ist, dann gerne eine gemeinsame Haushaltskasse. Doch wenn der eine jeden Pfennig umdreht und der andere einen lockeren Umgang mit Geld pflegt, dann können Streitigkeiten vermieden werden indem man getrennte Kassen hat.

Gemeinsames oder getrenntes Konto?
Einkäufe und große Anschaffungen abwechselnd zahlen oder gleich teilen?

Vor allem dann, wenn Kinder da sind, macht es Sinn, wenn die regelmäßigen Ausgaben von einem gemeinsamen Konto abgehen. Darüber hinaus kann ja jeder noch über ein eigenes Konto verfügen.

Er geht immer zum Discounter, ich in den Bio-Laden. Wie kann man das ausgleichen?

Falls nicht jeder wie in einer Wohngemeinschaft ein separates Fach im Kühlschrank haben möchte und die Lebensmittel auch gemeinsam verzehrt werden, wird es schwierig. Da ist Großzügigkeit gefragt – entweder von der einen oder der anderen Seite. Man sollte sich fragen, ob ewige Streitereien um ein paar Euro die ganze Sache wert sind. Ein Ausgleich könnte beispielsweise erfolgen, indem der Mann die Kosten für einen Restaurantbesuch übernimmt.

Kann ich mir einen Batzen Geld von meinem Freund leihen, für zB ein Fahrrad? Wie sollte man die Rückzahlung regeln?

Natürlich können sich Paare gegenseitig Geld leihen, vor allem dann, wenn es dem Geldgeber nicht weh tut, weil er genügend auf der hohen Kante hat. Die Rückzahlung sollte am besten schriftlich geregelt werden- auch wenn das schrecklich unromantisch klingt. Ist die Rückzahlung unsicher, sollte man Geld nur dann verleihen, wenn man notfalls auch darauf verzichten kann.

Was kann ich machen, wenn mein Partner ein richtiger Geizkragen ist?

Zunächst einmal kann ich versuchen zu verstehen, warum er mit Geld so umgeht wie er es tut. Wie ist in seiner Familie mit Geld umgegangen worden?Vorsicht mit pauschaler Wertung: Vielleicht ist er ja gar kein Geizkragen sondern einfach nur sparsam. Partner sind häufig Spiegel unserer nicht gelebten Seiten. Vielleicht würde es mir ja gut tun, etwas sparsamer zu sein . . .

Und wenn er ständig sein Geld aus dem Fenster wirft?
Wie viel vom eigenen Monatslohn sollte jeder für sich alleine ausgeben bzw. sparen?

Solange keine Kinder da sind und er nicht auf meine Kosten lebt, sollte er mit seinem Geld machen dürfen, was er will. Es steht mir als Partnerin nicht zu ihm vorzuschreiben, wie er mit seinem Geld umzugehen hat. Wenn das Geld allerdings an anderer wichtiger Stelle fehlt, dann muss über Prioritäten verhandelt werden – notfalls im Beisein eines Paarcoaches oder Therapeuten.

Sollten sich Geschenke preislich die Waage halten?

Unbedingt! Wer auf Dauer immer teure Geschenke erhält und sich nicht entsprechend revanchieren kann, der fühlt sich schnell in der Schuld des anderen. Wir haben alle das Bedürfnis nach Ausgleich. Wir fühlen uns in der Schuld des anderen, wenn wir von ihm etwas geschenkt kriegen und wollen etwas zurückgeben. Wenn der Ausgleich nicht möglich ist, kommt es häufig zu Streit und zur Trennung. Der Ausgleich muss allerdings nicht immer auf materieller Ebene stattfinden.

Wie erklär ich ihm, dass ich für den Haushalt mehr ausgebe als er, ohne als penibler Erbsenzähler dargestellt zu werden?

Anstatt ihn zu kritisieren erzähle ich ihm von meinen damit verbundenen Gefühlen und formuliere offen meine Wünsche. Ich sage ihm, dass es für mich so nicht stimmig ist und bitte ihn darum, dass er mehr in die Haushaltskasse legt. Die Angst vor Ablehnung sollte mich nicht aufhalten, mein Bedürfnis offen zu formulieren.

Wen nehmen wir uns in Geldfragen als Vorbild, Freunde oder Eltern? Es gibt an der Schule kein Fach Geldaufklärung.

Den Umgang mit Geld zum Schulfach zu machen wäre ein gute Idee. Eltern und Freunde können in Sachen Geld sowohl Vorbild als auch Abschreckung sein. Wenn in meiner Herkunftsfamilie ständig Geldknappheit oder Schulden das Thema waren, dann werde ich mit Geld anders umgehen als wenn Geld im Überfluss da war.

Wie diskutiert man mit dem Liebsten über Geld, ohne dass man sich fühlt wie beim Sparkassen-Informationsgespräch?

Indem man über die mit Geld verbundenen Gefühle spricht. Das machen Sparkassenangestellte nämlich nicht. Und bitte nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen und der Groll groß ist, sondern am besten noch in der Verliebtheitsphase.

Ist Geld uns letztlich wichtiger als wir es zugeben wollen?

Auf jeden Fall, denn Geld ist mit Emotionen verknüpft. Geld gibt uns Sicherheit, Geld wird auch mit Zuwendung assoziiert. Aber es ist leider nach wie vor ein Tabuthema. Wir empfinden es als unromantisch, über Geld zu sprechen. Und oft gibt es dann nach einiger Zeit böses Erwachen, wenn der Partner einen ganz anderen Umgang mit Geld pflegt als wir selbst. Deshalb spätestens dann, wenn ein Paar zusammenzieht, darüber sprechen, wie die Finanzen geregelt werden sollen.

Ulrike Dahm, Paar- und Familientherapeutin, Autorin mehrerer Bücher, u. a. „Schattenheilung – die dunkle Seite der Seele befreien“, Schirner Verlag
Bücher über Beziehungskrisen von Ulrike Dahm

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